Beet- und Balkonpflanzen-Versuche 2023
Kultur- und Energiemanagement in Einzelhandelsgärtnereien

Ein Studierender im Gewächshaus mit einem Blumentopf in der Hand

Umweltschutz, Biodiversität, Nachhaltigkeit und Klimaschutz haben im Gartenbau enorm an Bedeutung gewonnen. Eingespielte Produktionsabläufe müssen hinsichtlich Energieeinsparung und Ressourcenschutz neu durchdacht werden. Für Einzelhandelsgärtnereien ist dies bei der Produktion von Beet- und Balkonpflanzen eine besondere Herausforderung, da kleine Gewächshausgrößen und die Vielzahl der Kulturen Investitionen in Automatisierung und Gewächshaustechnik sich aus wirtschaftlichen und technischen Gründen nur begrenzt als sinnvoll darstellen. In diesem Fall sind Kulturkenntnisse über das aktuelle Sortiment ein Trumpf: Sorten, die eine möglichst hohe ökologische Produktionseignung und gleichzeitig eine hohe Wirtschaftlichkeit wie kurze Kulturzeit, kompakten, gut verzweigten Wuchs und hohe Flächenproduktivität versprechen, kommt hier eine besondere Bedeutung zu.

Da in Süddeutschland traditionell sehr viele Einzelhandelsgärtnereien eine intensive Eigenproduktion insbesondere von Beet- und Balkonpflanzen betreiben, ist die Beratungsnachfrage nach wirtschaftlichen Produktionsmethoden in solchen Betrieben hoch. In Zusammenarbeit mit der Bayerischen Zierpflanzenberatung werden an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) Veitshöchheim einfache Lösungsansätze für die solche Betriebsstrukturen überprüft.

Anzucht und Kulturergebnisse

Temperaturbedarf der einzelner Pflanzengruppen ab Topfen berücksichtigen

Januar und Februar gelten als die die kältesten und energieintensivsten Monate des Jahres. Aus diesem Grund wurden die Gewächshäuser an der LWG in diesen Wochen nur für eine frostfreies Frühjahrsblüher-Programm ("Cool Flowers") genutzt. Die Produktion der Beet- und Balkonpflanzen begann mit steigenden Lichtintensitäten und höheren Außentemperaturen ab März.

Für eine nachhaltige und energetisch gut kalkulierte Kultur ist eine Einteilung der Kulturen nach ihrem Wärmebedarf entscheidend. 93 Pflanzengattungen und Arten mit über 800 Sorten wurden hierfür in zwei größere Temperaturbereiche drei Wochen nach dem Topfen und Einwurzeln bei einer Heiztemperatur von 18 °C unterteilt. Alle Kulturen mit einem höheren Temperaturbedarf (überwiegend Pflanzenarten mit tropischer und subtropischer Herkunft) wurden bei 16 °C weiterkultiviert, alle weiteren Kulturen mit moderatem Temperaturbedarf bei 12 °C. Wärmebedürftige Pflanzen reagieren oft bei zu kühlen Temperaturen mit Wachstumsverzögerungen, Spurenelementmangelsymptomen, erhöhter Krankheitsanfälligkeit, physiologischen Störungen und einer deutlichen Kulturzeitverlängerung. Von temperaturmoderaten Sorten stammen die ursprünglichen Wildarten oft aus mediterranen Regionen, von den Kanarischen Inseln, aus Südafrika oder nicht tropischen Regionen Australiens. Pflanzen mit höherem Temperaturbedarf und auch niedrigerem Schattiersollwert (überwiegend Begonien) wurden in einer eigenen Kabine kultiviert. Der Lüftungssollwert lag bei allen Kulturen 4 °C über dem Heizsollwert. In allen Gewächshäusern mit Ausnahme des Begonien-Hauses kam ein harter Cool Morning (Heiztemperatur 6 °C / Lüftungstemperatur 9 °C), beginnend eine Stunde vor Sonnenaufgang für vier Stunden zum Einsatz. Ab Anfang Mai (Kalenderwoche 19) wurde in allen Gewächshäusern die Temperatur auf 12 °C plus Cool Morning festgelegt.

Im Sinne einer nachhaltigen, ressourcenschonende Produktion wurden alle Pflanzenarten ab Jungpflanze in einem torfreduzierten Kultursubstrat mit 50 Prozent Torfersatzstoffen (BLUE Topf grob + Perlite torfreduziert, Einheitserdewerk Patzer) angezogen. Basis für eine gute Pflanzengesundheit bildeten Pflanzeneingangskontrollen, ein strikter Hygienefahrplan und ein gezielter Anwendungsplan für den biologischen Pflanzenschutz. Für die Bewässerungsdüngung kam ein phosphorreduzierter Mehrnährstoffdünger (0,08 bis 0,15%ige Ferty 3 Ecophos, 18-6-18, von Planta) zum Einsatz.

Der Pflanzenschutz erfolgte biologisch. Neben einer offenen Zucht auf Fingerhirse beziehungsweise Getreide kamen Nematoden (Steinernema feltiae) gegen Trauermückenlarven und regelmäßig Chrysoperla carnea, Amblyseius barkeri und Amblyseius cucumeris zum Einsatz.

Kulturdaten

Anzucht im Gewächshaus

Bewurzelung von URCSortimente von Moerheim (NL), Danziger (Israel) und Sakata Ornamentals (NL)

• Abstecken in KW 5-7 54er oder 104er Platten
• Substrat Einheitserde SP Vemehrung (Naturton, Weißtorf, Perlite) Struktur extra fein, 1 g/l Salz, pH 5,8; Einheitserdewerk Patzer, Sinntal-Jossa)
• Heiztemperatur 20 °, Lüftungstemperatur 24 °
• Belichtung 90 µmol/m2s, LED-Tageslichtspektrum, 16 h/d
Topfen (RC / Jungpflanzen)• Beet- und Balkonpflanzen ab Woche 8, Schwerpunkt Woche 11
• Stauden Woche 15/16
• Standarttopfgröße 12-cm-Topf
• Sehr starkwachsende Kulturen (z. B. Alstroemeria, Rudbeckia) 15-cm-Topf
SubstratEinheitserdewerk Patzer, Sinntal-Jossa
• BLUE Topf grob + Perlite torfreduziert (Naturton, 50 % Weißtorf, Holzfaser, Perlite), Struktur grob, 1 g/l Salz, 1 g/l LZD
Düngung2 Wochen nach dem Topfen 0,08 bis 0,15%ige Bewässerungsdüngung mit Ferty 3 Ecophos (18-6-18) (Planta Düngemittel GmbH, Regenstauf)
Wuchsregulierung• Stutzen nur nach Bedarf
• Wuchsregulierung über Temperaturstrategie Cool Morning (CM)
• Chemische Wuchsregulierung grundsätzlich nur nach Bedarf und nur minimaler Einsatz!
- 1-mal Regalis Plus 1,5 kg/ha (0,15 % nur in der vegetativen Phase) Petunia, Calibrachoa
- Dazide Enhance 3 kg/ha (0,3 %) bis zu 2-mal je nach Bedarf und Verträglichkeit
- 0,05 % Carax bei ausgewählten, starkwüchsigen Pelargonien-Sorten

Temperaturführung und Energieverbrauch

Gewächshauskabine 3 "warm"

In Kabine 3 mit einer Brutto-Fläche von 288 m2 wurden Gattungen mit einem höheren Temperaturbedarf kultiviert. Die Kabine ist eingebettet in den Venlo-Block, eine Außenwand und mehrlagiger Schirm.

WocheDatumHeiztemperatur (HT)Lüftungstemperatur (LT)CM (HT/LT) *Minimum-TemperaturMaximum-TemperaturDurchschnitt-Temperatur
KW 10-1309.03.-28.03.2318 °C22 °C-14 °C25,5 °C19,2 °C
KW 13-1429.03.-10.04.2316 °C20 °C-15,3 °C24,4 °C18 °C
KW 15-1810.04.-08.05.2316 °C20 °C6 °C/9 °C10,4 °C28,6 °C18,3 °C
ab KW 19ab 09.05.2312 °C16 °C6 °C/9 °C---
* CM = Cool Morning (Heiztemperatur (HT) 6 °C / Lüftungstemperatur (LT) 9 °C)

  • Eine Stunde vor Sonnenaufgang (SA): HT 6 °C
  • 30 Minuten vor SA: Energieschirm auf, zu SA: LT 9 °C
  • Zwei Stunden nach SA: LT 20 bzw. 16 °C
  • Drei Stunden nach SA: HT 16 bzw. 12 °C
  • Energieverbrauch 9. März bis 8. Mai 2023: 11.220 kWh
  • Energiebedarf gesamt (Brutto-Fläche): 39 kWh/m2 (zum Vergleich 2022: 39,3 kWh)

Gewächshauskabine 4 "moderat"

Die Kabine 4 ist baugleich zu Kabine 3, hat jedoch eine Außenwand mehr. Bauseits bedingt wird in dieser Kabine bei gleicher Temperaturführung wie in Kabine 3 mehr Energie benötigt. Daher werden in dieser Kabine vorzugsweise Kulturen mit geringerem Heizbedarf kultiviert.

WocheDatumHeiztemperatur (HT)Lüftungstemperatur (LT)CM (HT/LT) *Minimum-TemperaturMaximum-TemperaturDurchschnitt-Temperatur
KW 10-1309.03.-28.03.2318 °C22 °C-15,4 °C26,6 °C19,8 °C
KW 1329.03.-03.04.2316 °C20 °C-15,5 °C18,1 °C18,1 °C
KW 1404.04.-10.04.2314 °C18 °C6 °C/9 °C13,2 °C16,7 °C16,7 °C
KW 15-1811.04.-08.05.2312 °C18 °C6 °C/9 °C9,5 °C16,6 °C16,6 °C
ab KW 19ab 09.05.2312 °C16 °C6 °C/9 °C---
* CM = Cool Morning (Heiztemperatur (HT) 6 °C / Lüftungstemperatur (LT) 9 °C)

  • Eine Stunde vor Sonnenaufgang (SA): HT 6 °C
  • 30 Minuten vor SA: Energieschirm auf, zu SA: LT 9 °C
  • Zwei Stunden nach SA: LT 18 bzw. 16 °C
  • Drei Stunden nach SA: HT 14 bzw. 12 °C
  • Energieverbrauch 9. März bis 8. Mai 2023: 6.480 kWh
  • Energiebedarf gesamt (Brutto-Fläche): 22,5 kWh/m2 (zum Vergleich 2022: 25,5 kWh)


Einteilung der Gattungen / Arten nach Temperaturbereichen für eine zügige Kultur ab März

höherem Temperaturbedarf

  • Angelonia
  • Asparagus
  • Begonia (Duftbegonien)
  • Begonia bolivienis
  • Begonia x interspecific (Landscape--Sorten)
  • Begonia x tuberhybrida
  • Begonia-Elatior-Sorten
  • Calibrachoa
  • Canna
  • Catharanthus roseus (Vinca)
  • Celosia-Arten
  • Dahlia
  • Dichondra repens
  • Euphorbia hypericifolia
  • Euphorbia milii
  • Fuchsia
  • Gerbera 'Garvinea'-Serie
  • Gomphrena globosa
  • Gypsophila
  • Helianthus annuus
  • Humulus lupulus
  • Hypoestes
  • Impatiens 'SunPatiens'-Sorten
  • Ipomoea pupurea
  • Lantana camara
  • Lophospermum
  • Mandevilla (Dipladenia sanderi-Hybriden)
  • Mimulus aurantiacus
  • Ocimum basilicum
  • Oreganum
  • Pelargonium
  • Plectranthus scutellarioides (syn. Coleus)
  • Ptilotus exaltatus
  • Quamoclit lobata
  • Rhodochiton atrosanquineum
  • Rudbeckia
  • Scaevola saligna
  • Solanum lycopersicum
  • Tecoma
  • Thunbergia alata
  • Zantedeschia
  • Zinnia

moderatem Temperaturbedarf

  • Alstroemeria (Topf- und Garten-Sorten)
  • Antirrhinum majus
  • Argyranthemum frutescens
  • Bidens ferulifolia und Hybriden
  • Brachyscome
  • Calylophus serrulatus
  • Cosmos bipinatus
  • Cuphea-Arten
  • Delosperma
  • Delphinium
  • Dianthus
  • Diascia
  • Digitalis
  • Eucalyptus
  • Felicia amelloides
  • Gazania rigens
  • Jamesbrittenia
  • Lobelia
  • Lobularia maritima
  • Lysimacha nummularia
  • Nemesia
  • Osteospermum ecklonis
  • Pentas
  • Petunia und x Petchoa
  • Phlox
  • Portulaca
  • Salvia
  • Silene
  • Thymus
  • Verbena
  • Xerochrysum bracteatum

Stauden und Kleingehölze

  • Achillea millefolium
  • Achillea ptarmica
  • Buddleja davidii
  • Bulbine frutescens
  • Campanula portenschlagiana
  • Carex
  • Coreopsis
  • Cortaderia
  • Echeveria peacockii
  • Echinacea purpurea
  • Heliopsis
  • Heuchera villosa
  • Iberis
  • Kniphofia
  • Lavandula angustifolia
  • Nepeta
  • Oenothera lindheimeri (syn. Gaura lindheimeri)
  • Rosmarinus officinalis
  • Sedum
  • Verbena bonariensis


Die Monate März und April waren 2023 von Schlechtwetterphase geprägt. Die Anzahl der Sonnenscheinstunden lag mit 274 Stunden exakt im langjährigen Mittel, war jedoch im Vergleich zum Vorjahr um 36 Prozent geringer. Auch die gemessene Einstrahlungssumme (189 kWh/m2) erreichte nur 80 Prozent des Vorjahreswertes (Quelle: Agrarmeteorologie Bayern). Dies hatte Konsequenzen: Aufgrund der eingestellten Kulturtemperaturen und der geringen Lichtintensitäten im Frühjahr reichten 2023 überwiegend nur Petunia, Calibrachoa und Bidens-Sorten bis Ende April ein ansprechendes Vermarktungsstadium. Allerdings war aufgrund der kühlen Witterung die Nachfrage nach Beet- und Balkonpflanzen auch sehr verhalten. Die meisten Beet- und Balkonpflanzen-Sorten erreichten in Woche 19 das Vermarktungsstadium, das heißt, der 12-cm-Topf war komplett bedeckt und die Pflanzen wiesen Blüten und farbezeigende Knospen auf.

Als Basis für die Energieberechnungen dienten zwei von der Grundfläche und den Inneneinrichtungen (doppellagige Energieschirme) baugleiche Venlo-Gewächshauskabinen mit einer Grundfläche von jeweils 288 m2. Eines der Gewächshäuser befand sich am Rand des Venlo-Blocks und hat durch die Außenseite bedingt einen höheren Energieverlust. In diesem Gewächshaus wurden die Temperatur-moderaten Kulturen kulturviert, während die Kultur der wärmebedürftigen Arten in der baugleichen, jedoch im Venlo-Block eingebundenen Gewächshauskabine stattfand.

Während der Hauptkulturzeit (9. März bis 8. Mai 2023) betrug in der wärmeren Gewächshauskabine die durchschnittliche Tagesmitteltemperatur 18,5 °C und 17,5 °C in der kühleren Kabine. Während der Cool Morning-Phase fielen die Temperaturen bis auf 10,4 °C beziehungsweise 9,5 °C. Im Gewächshaus mit den temperaturmoderaten Kulturen konnte gegenüber dem wärmeren Gewächshaus trotz zusätzlichem Wärmeverlust durch die Außenseite des Venlo-Blocks 42 Prozent an Energie eingespart werden. Hier betrug der Energieverbrauch je Bruttoquadratmeter 22,5 kWh, im wärmeren Gewächshaus dagegen 39 kWh. Umgerechnet auf den aktuellen Gaspreis von zwölf Cent je kWh betrugen die Energiekosten für die gesamte Kulturzeit im wärmen Haus 4,68 Euro je Bruttoquadratmeter, im temperaturmoderaten Haus dagegen nur 2,70 Euro.

Zweifarbige Säulendiagramm mit Temperaturdurchschnitt und Energieverbrauch dargestellt

Abbildung:Tagesmitteltemperatur und Energieverbrauch für die Beet- und Balkonpflanzen-Kultur in den Gewächshauskabinen (jeweils 288 m2, doppellagiger Energieschirm), Zeitraum Woche 10 bis 18

Schnelle Serien für schnelle Satzfolgen

Auch schnelle Kultur- und Sortengruppen können zu einem geringeren Energieaufwand je Pflanze beitragen, da sie eine schnelle Satzabfolge ermöglichen. Häufig ist auch ein Stutzen nicht erforderlich, was der Arbeitswirtschaft zugutekommt. Bei den Pflanzengattungen, Marken- und Sortengruppen zeigen sich große Unterschiede. Von allen geprüfte Neuheiten hatten zwei Sorten der Calibrachoa 'Tik Tok'-Serie (Dümmen Orange), sowie die 'Cabaret Early'-Serie und 'Cabaret Specials'-Sorten (Florensis) die Nase vorn: Innerhalb von 38 Tagen erreichten sie im 12-cm-Topf eine sehr gute Verkaufsqualität. Die wärmebedürftigen Angelonien der 'Alonia'-Serie (Danziger) benötigten im Vergleich mit 74 Tagen fast doppelt so lange, genauso lang wie die Portulaca 'Chiqui'-Sorten (Syngenta Flowers). Überhaupt waren Petunien und Calibrachoa die Spitzenreiter in Bezug auf das Kulturtempo. Nach 51 Kulturtagen waren auch alle gefüllt blühenden Calibrachoa-Serien verkaufsreif. Unter den Petunien waren die neuen Sorten der Serien 'Amore' (beide Danziger), 'Sanguna Mega' (Syngenta Flowers) und 'Supertunia Vista' zeitgleich nach 45 Kulturtagen fertig. Die Petunia x Calibrachoa 'BeautiCal'-Sorten benötigten sogar nur 44 Kulturtage bis zum Verkaufsstadium. Die größte Spreizung bezüglich der Kulturzeit war bei Dahlien zu beobachten. Die ist der unterschiedlichen Pflanzengröße geschuldet. Sorten der mittelstark wachsenden Serie 'Medio Fun' (Beekenkamp) benötigten 49 Tage bis zur Vermarktungsreife, ebenso die einfach blühenden 'Summerbees' (Dümmen Orange). Dahlien mit XXL-Wachstum wie aus der 'Sincerity'-Gruppe mit wuchtigem Pflanzenaufbau und beeindruckend großen Blumen kamen nach 83 Tagen zur Verkaufsreife. Bei Pelargonium zonale überraschten vier verbesserte 'Trend impr.'-Sorten. Die starkwüchsigen Pflanzen zeigten nach einer schnellen Kultur von nur 44 Tagen sehr große, eindrucksvolle Blütenstände und eine gute Topfbedeckung.

Balkendiagramm mit zehn schnellsten Sortengruppen dargestellt.

Schnellsten Sortengruppen

Blüten in Rosa mit gelbem sternförmigem Schlund in der Mitte umgeben von Laubblättern.

'Cabaret Special Bumble Bee'

Trichterförmigen Blüten in gelber Farbe mit orangen Blattrand, umgeben von Laubblättern.

'Superbells Honey Peach'

Pflanztopf mit rosafarbener Blüte und Staubblättern in der Mitte umgeben von Laubblättern.

'Stonehedge Light Pink Bronce Leaf'

Pflanzkübel mit zweifarbigen flauschigen Blütenständen auf der Schaufläche.

'Down Town Le Freak'

Petunien-Blüte in rosa Farbe mit helleren Streifen, umgeben von Laubblättern.

'Amore Princess'

Pflanztopf mit rosafarbenen Blüten und roten Äderchen, umgeben von Laubblättern.

'Pacta Parade Peach'

Pflanztopf mit orangeroten Blüten, umgeben von Laubblättern.

'BeautiCal Red Maple'

Blüten in weiß mit lila Streifen und Staubblättern in der Mitte umgeben von Laubblättern.

'Supertunia Vista Candy'

Einfache Blütenballen in zartem Rosa mit zoniertem Auge umgeben von Knospen und Laubblättern

'Trend Light Pink impr.'

Herausforderung Lantana camara

Kühle Kultur bringt bei starkwüchsigen Sorten Qualitätsvorteil, aber Kulturzeitverlängerung

Wandelröschen (Lantana camara) zählen zu den beliebtesten Beet- und Balkonpflanzen, beziehungsweise Kübelpflanzen. Die tropischen Pflanzen erfreuen durch ihre Pflegeleichtigkeit, ihren sommerlichen Blühreichtum und ihre Attraktivität für blütenbesuchende Insekten. Hinzu kommt, dass neuere Sorten keinen Samen mehr ansetzen und sich sehr gut verzweigen. Allerdings ist der hohe Licht- und Wärmebedarf für Wachstum und Blütenansatz eine Herausforderung.

An der LWG Veitshöchheim wurden 23 neuere Lantana-Sorten parallel in beiden Kabinen bei einer Heiztemperatur von 16 °C beziehungsweise 12 °C nach der Einwurzelungsphase kultiviert. Der Topftermin lag je nach Anlieferungstermin am 8. und 9. März 2023 (Danziger, Gruppo Padana, Syngenta Flowers) beziehungsweise im Zeitraum 14. bis 16. März 2023 (Florensis, Kientzler, Volmary). Es kamen keine Hemmstoffe zum Einsatz.

Sorten und Serien im Test

SerienBezugsquelleBemerkungen
'Bandana'Syngenta FlowersSerie mit mittelstarken, halbrunden bis aufrechten Wuchs; große, sterile Blüten; zwölf Farbsorten
'Bandolista'Syngenta FlowersStarkwüchsige Ampel-Serie mit runden bis breitem Wuchs; sterile Blüten; vier Farbsorten
'Callipo'KientzlerProven Winner-Serie für die Bepflanzung von größeren Gefäßen; aufrechter-buschiger Wuchs, große Blütendolden
'Evita'VolmarySerie mit kompaktem und rundem Wuchs; acht Farbsorten
'Gem'DanzigerSorten mit halbrundem Wuchs und guter Verzweigung; mittelgroße Blütendolden; ab der nächsten Saison fünf Farbsorten verfügbar
'Lantastic'Gruppo PadanaExperimentelle Testsorten mit sehr kompaktem Wuchs
'Bloomify'FlorensisSterile Serie von BallFloraPlant mit andauernder Blüte, Wuchs mittelstark bis voluminös, kugeliger Pflanzenaufbau
'Shamrock'FlorensisNeue Serie von BallFloraPlant (Einführung 2022) mit mittelstarkem, gleichmäßigem Wuchs; sehr gute Verzweigung; halbkugliger Pflanzenaufbau

Aufgrund der niedrigen Einstrahlung im März und April 2023 entwickelten sich alle Sorten in beiden Kabinen sehr langsam, insbesondere in der kühlerer Kabine 4 bei einer Heiztemperatur von nur 12 °C. Temperaturbedingte Mangelsymptome oder Pflanzenschäden konnten bei keiner Sorte beobachtet werden. Die Kulturzeit ab Topfen bis zur Vermarktungsreife (Topf komplett bedeckt, 50 Prozent des Bestandes mit mindestens einer offenen Blüte und farbezeigende Knospen) betrug im Durchschnitt über alle Sorten 75 Tage in der wärmeren Kabine und 78,2 Tage in der kühleren Kabine. Aufgrund der geringen Einstrahlung erlang keine Sorte die Vermarktungsreife vor dem 20. Mai. Schnellste Sorte in guter Qualität war die neue Sorte 'Gem Perl' in der wärmeren Kabine mit einer Kulturzeit von ingesamt 72 Tagen. Auch in der kühleren Kabine konnten gute Qualitäten erzeugt werden, jedoch verlängerte sich die Kulturdauer um acht Tage. Ebenso schnell zeigte sich die etwas später getopfte 'Evita Magenta', die in der wärmeren Kultur am 24. Mai nach 69 Tagen die Vermarktungsreife erreichte und im Vergleich zur kühleren Kulturführung eine bessere Qualität aufwies.

Insbesondere stark- und ausladend wachsende Sorten reagierten mit kompaktem Pflanzenaufbau und kurzen Internodien in der kühleren Kultur. In der wärmeren Kabine zeigten einige Sorten bei einer Kultur ohne Hemmstoffe einen unschönen, sparrigen Pflanzenaufbau mit langen, dünnen und bruchgefährdeten Trieben. Qualitätsverbessernd wirkte sich die kühle Kulturführung auf die Sorten 'Shamrock Orange Flame', 'Shamrock Light Yellow', 'Bloomify Orange', 'Bandana Gold', 'Bandolista Chili', 'Callipo Red-Orange' und 'Evita Fire' aus. Bei den eher kompakt wüchsigen Sorten 'Gem Perl', 'Shamrock Peach', 'Lantastic GP Exp. Pink 3', 'Lantastic GP Exp. Rose' und 'Bandana Hot Red' wurden in beiden Temperaturbereichen schöne Verkaufsqualitäten und gleichmäßige Pflanzenbestände bewertet, jedoch führte die kühle Temperaturführung zu einer deutlichen Kulturzeitverlängerung.

Der Energieverbrauch betrug in der wärmer temperierten Kabine insgesamt bis zur Vermarktungsreife aller Sorten (9. Mai bis 28. Mai) 39,5 kWh/m2, in der weniger beheizten Kabine 22,6 kWh/m2. Damit konnte in der weniger beheizten Kabine im Vergleich zur wärmeren Kabine 42 Prozent an Energie eingespart werden.

Zweifarbige Säulendiagramm mit Heiztemperatur während der Hauptwachstumsphase dargestellt

Pflanzenbreite und Pflanzenhöhe

Zwei Pflanztöpfe mit Wandelröschen stehen nebeneinander zum Vergleichen des Wachstums.

'Bandana Hot Red'

Zwei Pflanztöpfe mit Wandelröschen stehen nebeneinander zum Vergleichen des Wachstums.

'Bandolista Chili'

Pelargonien

Keine Energieeinsparung durch Kaltkultur

Infolge der Energiesituation ab Mitte 2022 kam die kühle Winterkultur bei Pelargonien für frühe Vermarktungssätze wieder ins Gespräch. Dunkellaubige Sorten wurden bisher für eine kühle Winterkultur (Heiztemperatur 4 °C, ab Mitte März 8 °C) nicht empfohlen, da sie im Winter im Vergleich zu grünlaubigen Sorten kaum einen Zuwachs zeigten und damit eine frühe Vermarktungsreife nicht gewährleisten konnten. In Zusammenarbeit mit Syngenta Flowers wurden zwei dunkellaubige Pelargonien-Serien, die bewährte Pelargonium zonale 'Tango'-Serie und die neue 'Mojo'-Serie (Pelargonium zonale- und interspezifische Typen in sechs Farbsorten) hinsichtlich Pflanzenaufbau und Entwicklung bei einer sehr kühlen Winterkultur ab Topftermin in Woche 46 mit einer temperierten Frühjahrskultur mit Topftermin in Woche 9 (Heiztemperatur 16 °C, ab Ende März 14 °C) verglichen. Beide Sätze wurden in einem torfreduzierten Substrat mit 50 Prozent Torfersatzstoffe (BLUE Topf grob + Perlite torfreduziert, Einheitserdewerk Patzer) kultiviert.

Tatsächlich zeigten sich bei der bekannten 'Tango'-Serie in der kühlen Winterkultur kaum Zuwächse. Chlorosen traten jedoch nicht auf. Mitte April (Woche 15) blühten die Pflanzen der 'Tango'-Serie zwar, füllten jedoch den 12-cm-Topf bei weitem nicht aus und wiesen zu diesem frühen Termin keine Verkaufsqualität auf. Insbesondere die Sorte 'Tango Montevideo' blieb im Wachstum komplett zurück.

Innerhalb der 'Mojo'-Serie erwiesen sich 'Mojo Cranberry Splash' und mit etwas geringeren Symptomen 'Mojo Salmon' empfindlich für Kältechlorosen (hellgelbe Blätter und Triebspitzen). In Woche 15 waren die Symptome jedoch wieder überwachsen. Die Farbsorten der 'Mojo'-Serie reagierten unterschiedlich: Während 'Mojo Cranberry Splash', 'Mojo Dark Red' und 'Mojo Scarlet' den 12-cm-Topf meist gut füllten und eine schöne Verkaufsqualität zeigten, blieb 'Mojo White' deutlich zurück. 'Mojo Dark Red' wies in Woche 15 einen sehr schönen Pflanzenhabitus mit Blüten und Knospen auf, füllte den 12-cm-Topf nicht immer ganz aus.

Ein ausgeglicheneres Bild hinsichtlich der Pflanzenqualität und deutlich größere und weniger kompakte Pflanzen präsentierten die beiden Serien bei der Frühjahrskultur mit Topftermin in Woche 9 (28. Februar 2023). Beide Serien erreichten bei einer Heiztemperatur von 16 °C plus Cool Morning Anfang Mai in Woche 19 in durchwegs guten bis sehr guten Qualitäten die Verkaufsreife (86 bis 100 Prozent aller Pflanzen blühten). Auch in diesem Fall wäre für die 'Tango'-Serie ein 11-cm-Topf empfehlenswerter gewesen. Mit Ausnahme von 'Mojo Salmon' wurde allen geprüften 'Mojo'-Sorten in der Frühjahrskultur eine sehr gute Verkaufsqualität zugesprochen: Top-Bewertungen erzielten 'Mojo Dark Red', 'Mojo Cranberry Splash', 'Mojo White' und 'Mojo Dark Pink'.

Säulendiagramm mit Prozentanzahl der dunkellaubigen Pflanzen dargestellt.

Nach einer Winterkultur

Zweifarbige Säulendiagramm der Winter- und Frühjahrskultur im Vergleich dargestellt.

Pflanzenhöhe und Pflanzendurchmesser

Zwei Pflanztöpfe mit Pelargonienpflanzen stehen nebeneinander zum Vergleichen des Wachstums

nach Winterkultur

Zwei Pflanztöpfe mit Pelargonienpflanzen stehen nebeneinander zum Vergleichen des Wachstums

nach Winterkultur

Sechs Pflanztöpfe mit blühenden Blüten stehen nebeneinander zum Vergleichen des Wachstums.

'Mojo'-Serie

Fünf Pflanztöpfe mit blühenden Blüten stehen nebeneinander zum Vergleichen des Wachstums.

'Tango'-Serie

Der Unterschied hinsichtlich Energieverbrauch je Bruttoquadratmeter Gewächshausfläche war zwischen den beiden Kulturverfahren nur gering. Dieser lag bei der Winterkultur bei 33 kWh und bei der temperierten Frühjahrskultur bei 35 kWh. Hingegen war die Standdauer der Winterkultur circa 2,3-mal länger als die der Frühjahrskultur. Eine Entscheidung für eine kühle Winterkultur ist daher nicht allein aus energetischen Gründen zu treffen. Kriterien wie gewünschter früher Absatztermin und die Nutzung leerstehende Flächen im Winter sind hierbei ausschlaggebend.

Balkendiagramm mit dem Vergleich der kühlen Kultur und Normalkultur im Frühjahr dargestellt

Abbildung: Dunkellaubige Pelargonien - Energieverbrauch je Brutto-m2 und Kulturzeit ab Topfen in den beiden Kulturverfahren