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Nachhaltige Biogaserzeugung aus Wildpflanzen

Nachhaltige Biogaserzeugung aus Wildpflanzen - Titelseite

Kann der Energiepflanzenanbau für die Biogasnutzung überhaupt nachhaltig sein? Das bezweifeln viele. An einem wichtigen Baustein hierfür arbeitet die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim seit 2008. Dort werden mehrjährige artenreiche Wildpflanzenmischungen für diesen Zweck entwickelt und erprobt, sozusagen als Kompromiss zwischen Ökologie und Ökonomie auf dem Acker.

2015, 10 Seiten

Das Projekt „Energie aus Wildpflanzen“ im Überblick

Das Projekt „Energie aus Wildpflanzen“ wird seit Juli 2008 vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert; Projektträger ist die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR). Seit 2012 läuft die Projektphase II (bis Februar 2015). Die Projektleitung liegt bei der LWG. Projektpartner sind die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), das Technologie- und Förderzentrum im Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe (TFZ), das Bundessortenamt (BSA), die Landwirtschaftskammer Niedersachsen und Saaten Zeller. Seit 2011 fördert auch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (BayStMELF) die Forschungsarbeiten der LWG zur Thematik:
  • Ringversuch zusammen mit der LfL und dem TFZ an acht Standorten mit der Biogas-Testmischung (heimisch) zur Optimierung der Kulturführung und zur Prüfung der Siliereigenschaften (Januar 2011 bis März 2014, verlängert bis März 2017)
  • Wildbiologische Begleituntersuchungen (Feldhase, Rebhuhn, Reh u.a.) an drei Standorten, zwei im Landkreis Würzburg, einer im Landkreis Straubing-Bogen (2011 bis 2013).
Das Ziel des Projektes ist es nicht, eine ökonomisch gleichwertige Alternative zum Mais zu entwickeln. Es geht vielmehr darum, für verschiedene Standorte gute Ergänzungen zu den Hauptenergiekulturen anbieten zu können, also um einen Kompromiss zwischen Ökonomie und Ökologie bei der Energiepflanzenproduktion für die Biogasnutzung.

Erntezeitpunkt

Bei den artenreichen Mischungen galt es zunächst, einen geeigneten Erntezeitpunkt zu finden. Die laufenden Trockenmasse-Bestimmungen ergaben, dass im ersten Standjahr am besten ab Ende August bis Ende September geerntet wird, ab dem zweiten Standjahr bei den Mischungen mit heimischen Stauden ab Mitte Juli bis August, bei jenen mit erweitertem Herkunftsspektrum (fremdländischen Arten) ab Ende August bis Anfang Oktober. In der Praxis orientiert sich der Bauer am Entwicklungszustand der ertragsbildenden Arten (Steinklee, Rainfarn, Beifuß, Schwarze Flockenblume etc.). Zur Hauptblüte des Rainfarns bzw. kurz danach ist die Ernte fällig.

Bisherige Erträge

Im ersten Standjahr variierten die Trockenmasseerträge noch stark und erreichten im Mittel 40 Prozent des Mais-Ertrags. Eher lockere einjährige Bestände mit vergleichsweise niedrigen Erträgen erzielten im folgenden Nutzungsjahr häufig höhere Erträge. Einige sehr ertragreiche einjährige Bestände mit hoher Sonnenblumendeckung verzeichneten dagegen niedrigere Erträge im Folgejahr. Wie auch bei den Mais-Untersaaten festgestellt worden ist, kann eine sehr dichte Deckfrucht die Entwicklung der zwei- und mehrjährigen Arten negativ beeinflussen, was einen Ertragseinbruch im nächsten Jahr und auch in den Folgejahren zur Folge haben kann. Ab dem dritten Nutzungsjahr war häufig noch eine leichte Ertragszunahme festzustellen. Das Jahr 2013 war deutschlandweit von schlechten Maiserträgen gekennzeichnet, während die Erträge der bereits verwurzelten mehrjährigen Wildpflanzenmischungen stabiler blieben und an manchen Standorten den Mais sogar übertrafen. Gerade auf durchlässigeren Böden sinkt der Methanertrag bei Sommertrockenheit sehr schnell unter die Wirtschaftlichkeitsschwelle, weshalb gerade dort auf eine rechtzeitige Ernte größter Wert zu legen ist. Über vier Jahre aufsummiert erzielten die besten Mischungen rund 60 Prozent des Trockenmasseertrags vom Mais. Die Methanausbeute lag bei günstigen Ernte­terminen bei etwa 70-90 Prozent des Wertes von Mais. Der Methanhektarertrag der Wildpflanzenmischungen liegt somit zur Zeit im Mittel bei etwa der Hälfte von Silo-Mais.
Entwicklung der ertragsbildenden Arten der Wildpflanzenmischung in einer 2009 angesäten Praxisfläche in Güntersleben (TM= Trockenmassegehalt).

Artenentwicklung

Trockenmasseertrag 2013 in % des Maisertrags (gestrichelte Linie) an den 8 Versuchsstandorten des Ringversuchs Bayern, WPM im 1., 2. und 3. Standjahr.

Ertrag 2013

Aufsummierter TM-Ertrag 2011 bis 2013 in % des Maisertrags an den 8 Versuchsstandorten des Ringversuchs Bayern; in Straubing (Srb) zwei Erntetermine (M= Mais, WP = Wildpflanzenmischung)

Ertrag 2011 bis 2013

Entwicklung von TM-Gehalt (o) und Methanausbeute () einer WPM im 2. Standjahr; in der 28. KW wäre der optimale Erntezeitpunkt bei 27 % TM-Gehalt.

TM-Gehalt und Methan