Verbraucherumfrage zu Beet- und Balkonpflanzen Frühjahr 2012
Konsumentensehnsüchte von morgen – Wünsche an die ideale Gärtnerei
251 Personen wurden im Mai und Juni 2012 zu ihrer Vorstellung von einer 'idealen Gärtnerei' befragt. Die Teilnehmer waren zu je einem Drittel Besucher auf der Landesgartenschau in Bamberg, am Clematistag für Freizeitgärtner in Veitshöchheim sowie Mitarbeiter der Landesanstalt ohne 'gärtnerischen Hintergrund' zum Beispiel aus der Verwaltung. Die höheren Altersgruppen ab 46 Jahre waren mit 75 Prozent der Teilnehmer am stärksten vertreten, mit 66 Prozent überwog das weibliche Geschlecht. Ein ähnliches Alters- und Geschlechterverhältnis findet man auch bei den Kunden von Einzelhandelsgärtnereien. Die Umfrage spiegelt somit die Wünsche der Hauptkundengruppe der Gärtner wider.
Beratung und Information sehr wichtig
In der gesamten Umfrage zeigt sich immer wieder das große Informationsbedürfnis der Kunden. Von einer 'idealen Gärtnerei' wünschen sie sich an erster Stelle mehr Zeit für die Beratung (95 Prozent sehr wichtig und wichtig), mehr Hinweise auf Neuheiten (73 Prozent) und eine regelmäßige Pflanzendoktorsprechstunde (69 Prozent). Ein Dünge- und Pflanzenschutzseminar würden 88 Prozent der Befragten gern in Anspruch nehmen.
Kunden wünschen sich Informationen über die Pflanzen
Ganz wichtig ist den Kunden, dass sie auf dem Etikett den genauen Sortennamen erfahren (85 Prozent). Man möchte eben nicht nur irgendwelche rote Geranien, sondern die ganz bestimmte Sorte, die z.B. in der Gartenzeitschrift empfohlen wurde.
Zum großen Beratungsbedürfnis passt auch, dass bei der Frage nach Dienstleistungen durch den Gärtner Pflanzpläne für den Garten mit Abstand an erster Stelle stehen (71% sehr wichtig und wichtig). Das wünschen sich besonders die 46 bis 60- Jährigen. Wenn die Kinder aus dem Haus sind soll der Sandkasten durch attraktive Alternativen ersetzt werden.
Die ganze Woche eingespannt im Beruf, Samstagmorgen schnell die Lebensmittel für die Woche einkaufen wann bleibt da noch Zeit durch die Gärtnerei zu bummeln und sich ausführlich beraten zu lassen? Sollen Gärtnereien deshalb am Samstag bis 18 Uhr geöffnet haben? Das wünscht sich vor allem die Gruppe der 31 bis 46-Jährigen (53 Prozent wichtig und sehr wichtig) Aber auch bei den über 60-Jährigen sind es noch 31 Prozent. Bei dieser Frage zeigte sich auch ein starkes Stadt-Land-Gefälle. Den Befragten aus dem ländlichen Raum sind längere Öffnungszeiten am Samstag weit weniger wichtig als den Stadtbewohnern.
Apps und QR-Infos an den Pflanzen hält fast die Hälfte der Befragten für sehr wichtig oder wichtig. Das gilt auch für die Gruppe der über 60-Jährigen, während es für die unter 30-Jährigen weniger interessant erscheint, sich auf diese Weise Informationen über Pflanzen zu besorgen.
Angebote der Gärtnereien auf dem Dienstleistungssektor
- Spitzenpositionen mit 88 bzw. 67 Prozent nehmen Dünge-und Pflanzenschutzseminare bzw. ein Kochkurs mit Kräutern ein.
- Knapp ein Drittel der Befragten würde sich gern ein Gewächshaus für Feste mieten. Bei dieser Frage ergeben sich große Altersunterschiede. So halten über die Hälfte der unter Dreißigjährigen dieses Angebot für sehr wichtig oder wichtig.
- Dem Gärtner für ein Wochenende mal über die Schulter schauen und mitarbeiten ist für 39 Prozent interessant. Die mittlere Altersgruppe zwischen 46 und 60 zeigt mit 43 Prozent das größte Interesse.
- Ein Cafe in der Gärtnerei ist für die meisten Befragten dagegen eher unwichtig (ca. 20 Prozent Befürworter), unabhängig vom Alter oder der Wohngegend. Dieses Ergebnis deckt sich mit dem einer Veitshöchheimer Umfrage von 2008.
- Die Hälfte der Teilnehmer findet es sehr wichtig und wichtig, dass der Gärtner Überwinterungsmöglichkeiten anbietet. Der Bedarf bei den Städtern ist mit 60 Prozent erwartungsgemäß höher als bei Personen aus dem ländlichen Raum (48 Prozent).
- Der Bedarf Gartenpflegearbeiten (z.B. Gehölz/Heckenschnitt oder Rasenmähen) vom Gärtner gegen Entgelt durchführen zu lassen fällt mit 38 Prozent längst nicht so hoch aus wie erwartet. Gerade die Altersgruppe über 60 zeigte die geringste Zustimmung, während 45 Prozent der 31-45 Jährigen diese Dienstleistung nutzen würden. Bei den älteren Gartenliebhabern ist es wohl Ehrensache solche Arbeiten noch selbst durchführen zu können. Die Jüngeren sind meist berufstätig, haben weniger Zeit und sind auch eher bereit für diese Dienstleistung zu zahlen.
Internetauftritt der Gärtnereien
- Immer mehr Menschen nutzen das Internet zur Informationssammlung über Produkte und Dienstleistungen sowie zum Einkauf, auch im Gartenbau. Fast ein Drittel der Befragten gab an den Internetauftritt ihrer Gärtnerei zu nutzen. Am stärksten war hier die Gruppe der der 31- 45 Jährigen mit knapp über 40 Prozent vertreten. Aber auch die Senioren über 60 Jahre lagen mit knapp über 20 Prozent Nutzung erstaunlich hoch. Bei den ganz Jungen unter 30 Jahren gab über die Hälfte an, kein Interesse am Internetauftritt der Gärtnerei zu haben. Die Gärtnereien erreichen also nicht automatisch die jugendliche Zielgruppe nur weil sie einen Internetauftritt einrichten.
- Bei den gewünschten Inhalten zeigt sich wieder das große Bedürfnis nach Information über die Pflanzen. Spitzenreiter sind Fotos der angebotenen Pflanzen (85 Prozent), monatliche Pflegetipps (69 Prozent) aber auch aktuelle Hinweise auf Veranstaltungen in der Gärtnerei (72 Prozent). Gerade der letzte Punkt unterstreicht einmal mehr, wie wichtig die regelmäßige Aktualisierung der Internetseite ist. Mitten im Sommer noch die Einladung zur letztjährigen Adventsausstellung, womöglich noch unter der Rubrik 'Aktuelles' zu präsentieren, schadet eher dem Image der Gärtnerei als zur Kundenbindung beizutragen. Ein Newsletter wird meist abgelehnt (68 Prozent weniger wichtig und unwichtig) und zwar umso stärker, je jünger die Befragten sind.
- Deutlich zurück liegt dagegen der online-shop. Drei Viertel aller Befragten finden es nicht wichtig Pflanzen über das Internet kaufen zu können. In dieser Frage unterscheiden sich die Altersgruppen kaum, das geringste Interesse zeigen sogar die unter Dreißigjährigen.
- Auch einen Facebook-Auftritt der Gärtnerei halten über die Hälfte der Umfrageteilnehmer für völlig unwichtig, unabhängig vom Alter.
Lebenswelten auf Balkon und Terrasse
Viele Kunden wünschen sich von ihrem Gärtner Verwendungsbeispiele und Dekorationsideen, die weit über einen Musterkasten hinausgehen.
Sie möchten eine Präsentation von Terrassen- und Balkonsituationen, damit sie sich vorstellen können wie es bei ihnen zuhause aussehen könnte. Bei der Umfrage konnten die Teilnehmer unter 11 Themen wählen.
Mit großem Abstand landete der Vorschlag "Naturerlebnis": mit "Pflanzen, die Schmetterlinge und Bienen anlocken, aromatische Kräuter" auf Platz eins. 90 Prozent hielten dieses Thema für sehr wichtig oder wichtig, unabhängig vom Alter oder von der Wohngegend.
Ebenso altersübergreifend war das Thema "Entspannung": mit "zarten duftenden Blüten, kombiniert mit Gräsern und Wasser", das mit 77 Prozent Zustimmung Platz zwei belegte.
An dritter Stelle stand "Tradition": bewährte und robuste Pflanzen, z.B. Geranien" mit 74 Prozent Zustimmung. Hier fällt auf, dass dieser Vorschlag selbst bei den jüngeren Altersgruppen bis 45 Jahre mit über 60 Prozent noch sehr gefragt war.
Das Thema "Paradies: leckeres Miniobst, Kräuter, Balkongemüse" spricht vor allem die unter 60 jährigen an (73 Prozent). Stadt und Landbewohner unterscheiden sich bei dieser Frage nicht. Etwa gleich viel Befürworter und Gegner gab es bei den Themen "Purismus: weniger ist mehr, elegante Blüten und filigrane Gräser, kombiniert mit Steinen" und "Vision: außergewöhnliche Blütenfarben und Wuchsformen, Neuheiten z.B. schwarze Petunien".
Beet- und Balkonpflanzen – nachhaltige Produktion gefragt
"Was ist Ihnen beim Kauf von Beet- und Balkonpflanzen besonders wichtig?" Bei diesem Abschnitt wurde in erster Linie abgefragt, welchen Stellenwert eine nachhaltige Produktion beim Verbraucher einnimmt. "Die Pflanzen sollen nach dem Einkauf üppig weiterwachsen". Das ist der wichtigste Wunsch der Konsumenten im Bereich Beet- und Balkonpflanzen (98 Prozent). Hier bietet sich eine Chance für Einzelhandelsgärtnereien, die in größeren Töpfen und mit weniger Wuchshemmstoffen produzieren können. Der Nützlingseinsatz in der Produktion landete auf Platz zwei (87 Prozent sehr wichtig und wichtig) Aber auch energiesparende Produktion (79 Prozent), Angebot mehrjähriger Pflanzen (76 Prozent), Eigenproduktion (73 Prozent) und Verwendung torfreduzierter Substrate (67 Prozent) fanden hohe Zustimmung. Ein Biosiegel muss jedoch nach Meinung der Umfrageteilnehmer nicht unbedingt sein: gut die Hälfte findet diesen Gesichtspunkt eher unwichtig. Bei all diesen Fragen zur Nachhaltigkeit lagen die Bewertungen der Befragten bei allen Altersgruppen und bei Stadt- bzw. Landbewohnern auf gleichem Niveau.
Auch der günstige Preis spielt beim Kauf von Beet- und Balkonpflanzen eine Rolle (61 Prozent). Allerdings unterscheiden sich die Altersgruppen stark: Fast drei Viertel der über 60 Jährigen halten einen günstigen Preis für sehr wichtig und wichtig, bei den 31 bis 45-Jährigen waren es nur knapp über 40 Prozent.
Gärtnereien schneiden positiv ab
Bei der offenen Frage: "Was fällt Ihnen spontan zum Einkauf in der Gärtnerei bzw. zum Baumarkt ein?", wurde beim Baumarkt am häufigsten die mindere Qualität und schlechte Pflege der Pflanzen bemängelt. Die Befragten gaben auch an meist keinen kompetenten Ansprechpartner im Baumarkt zu finden. Positiv wurde der günstige Preis gesehen, es fielen aber auch die Begriffe Billigware, Massenware oder Ramsch. Die Gärtnereien erhielten dagegen fast durchgehend sehr gute Beurteilungen. An erster Stelle stand die freundliche, kompetente Beratung gefolgt von guter Qualität und großer Auswahl. Die Preise in den Gärtnereien werden jedoch eher als hoch empfunden.
Viele Einzelhandelsgärtnereien erfüllen also nach Meinung der Umfrageteilnehmer schon jetzt die Anforderungen an eine 'Ideale Gärtnerei'. Nun liegt es an jedem Einzelnen seine Kunden zum Beispiel bei Werbemaßnahmen immer wieder auf diese Vorzüge hinzuweisen. Nachhaltig produzierte, wüchsige Ware, individuelle Beratung und viel Information über die Pflanzen sind wichtige Gesichtspunkte um sich gegenüber den Mitbewerbern zu profilieren.
Umfrage der Studierenden über das Image des Gärtners
Zur jährlichen Ausstellung der Studierenden wurden 635 Besucher zum Ansehen des Gärtners in der Bevölkerung befragt. Die Umfrageteilnehmer waren zu 70Prozent weiblich und über 50 Jahre alt (67Prozent). Über die Hälfte der Befragten bescheinigtem dem Gärtner ein hohes bzw. sehr hohes Ansehen in der Bevölkerung. (45 Prozent bzw. 12 Prozent), 36 Prozent bewerteten das Image durchschnittlich. Bei der Frage "wie sieht für Sie ein Gärtner aus?" wurden den Besuchern Fotos von Gärtnern bei der Arbeit vorgelegt. Gut die Hälfte (53 Prozent) wählten ein traditionelles Bild eines Gärtners mit grüner Schürze und Hut. Deutlich weniger Zustimmung erreichte das Foto eines Gärtners an der Topfmaschine (17 Prozent) oder beim Verkaufen von Pflanzen (15 Prozent). Als wichtigste Fähigkeiten, die ein Gärtner haben sollte wurden Kreativität, handwerkliche Begabung und körperliche Fitness genannt. Knapp die Hälfte der Besucher fand, dass ein Gärtner nachhaltig arbeiten sollte.