Nachbericht (Online-Veranstaltung)
FLOWER POWER - Beet- und Balkonpflanzentag 2021

Eine Biene auf einer weiß-blühenden Blume, Hintergrund Besucher betrachtet verschiedene Blumen

Gärten und Balkone erleben infolge der Pandemie einen neuen Boom. Doch Verbraucherwünsche definieren sich neu: Gewünscht werden attraktive, gerne auch naschbare Sortimente. Biodiversität, Insektenschutz, Ressourcen- und Klimaschutz werden zu wichtigsten Kaufentscheidungskriterien. Hier können Gärtner als authentische und kreative Fachexperten mit den entsprechenden Sortimenten punkten. Über 200 TeilnehmerInnen informierten sich bei dem Online Beet- und Balkonpflanzentag der Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) Veitshöchheim über aktuelle Sommerflor-Versuche. Das Thema Nachhaltigkeit stand im Fokus.

Die Veranstaltung wurde von Gerd Sander, Leiter des Instituts für Erwerbs- und Freizeitgartenbau an der LWG Veitshöchheim und vom Präsidenten des Bayerischen Gärtnerei-Verbandes Hermann Berchtenbreiter eröffnet. Dieser betonte die Wichtigkeit der Produktgruppe Beet- und Balkonpflanzen mit einem Umsatzanteil von 30 bis teilweise sogar 70 Prozent des Umsatzes der bayerischen Zierpflanzenbetriebe. Infolge der Pandemie stieg die Nachfrage nach Beet- und Balkonpflanzen stärker als je zuvor. Auch Kräuter und Gemüsepflanzen boomten und werden noch weiter an Bedeutung gewinnen.

Im ersten Block der Online-Veranstaltung berichtete das Zierpflanzen-Team der LWG (Eva-Maria Geiger, Christine Hartmann und Thomas Schneider) über ihre diesjährigen Erfahrungen zur nachhaltigen Kultur von Beet- und Balkonpflanzen, Sommerstauden, Kräuter und Genusspflanzen. Alle neuen Testsorten, überwiegend neue Sorten für die Saison 2022, werden hinsichtlich ihrer Produktionsanforderungen, Frühzeitigkeit, Vermarktungsqualität, Gesundheit und Attraktivität für Bestäuberinsekten getestet. Im Rahmen der Freilandprüfung erfassen die Mitarbeiter des Zierpflanzenbaus bei Topfgemüse- und Obstsorten zusätzlich die wöchentlichen Erträge. Internationale Züchter- und Jungpflanzenfirmen stellten für die Leistungsprüfungen neue Sorten zur Verfügung.

Für die nachhaltige Produktion wurden in diesem Jahr erstmals alle Sorten ausnahmslos in einem stark torfreduzierten Substrat angezogen (Blue Topf grob plus Perlite mit 50 Prozent Weißtorf) und deutlich phosphorreduziert (0,08 bis 0,1 Prozent Ferty 3 Ecophos, 18-6-18, Planta) gedüngt. Der Pflanzenschutz erfolgte bis auf wenige Ausnahmen biologisch: Neben einer offenen Zucht auf Fingerhirse und Nematoden (Steinernema feltiae) gegen Trauermückenlarven kamen regelmäßig Chrysoperla carnea, Amblyseius bakeri, Amblyseius cucumis zum Einsatz. Hauptproblem bleiben Blattläuse, die ab Kalenderwoche 14 vereinzelt unter den Testsorten auftraten und mit einem integrierbaren Pflanzenschutzmittel bekämpft wurden.
Zur Wuchsregulierung kam (mit Ausnahme bei den Begonien) in erster Linie ein "harter" Cool Morning mit Zwangslüftung in den Morgenstunden zum Einsatz. In den Gewächshäusern fiel in den Morgenstunden die Temperatur bis auf 8,8 Grad Celsius. Für eine solche Maßnahme sind sehr gute Eingangskontrollen und biologische Pflanzenschutzmaßnahmen in der Bewurzelungsphase erforderlich, da die drastische Temperaturabsenkung den biologischen Pflanzenschutz deutlich einschränkt. Einige Petunien-Sorten, insbesondere neue Sonderfarben und 'Spot'-Sorten der Serien 'Splash Dance', 'Surprise', 'Constellation', 'Fun House' und auch 'Lightning Sky' aus der 'Sky'-Familie reagierten mit Kältesymptomen, die jedoch im Laufe der Weiterkultur mit höheren Einstrahlungs- und Temperaturwerten wieder verschwanden. Keine der vielen neuen geprüften Sorten mit Punktemuster zeigte ein einheitlich konstantes Blütenmuster, z. T. trugen viele Pflanzen nur einfarbige Blüten. Dies war vermutlich auch den Schwachlichtbedingungen der diesjährigen Anzucht geschuldet.
Der gesamte Energiebedarf für die Anzuchtphase mit Topftermin ab 24. Februar 2021 (Kalenderwoche 8) betrug im Schnitt 50 kwh/m2 (Brutto) bis zum 6. Mai 2021.
Für die Petunien-Kultur im 12-cm-Topf wurde zusätzlich der Wasserverbrauch für die Anzucht von Kalenderwoche 11 bis 18 erfasst. Nach 47 Tagen Kulturzeit mit 27 Bewässerungsvorgängen hatte jeder Topf 2,8 Liter Wasser benötigt. In der anschließenden 18-tägigen Lagerphase benötigten die Pflanzen mit 3,3 Liter deutlich mehr Wasser. Zum Vergleich: Der Wasserbedarf von Pelargonien betrug 2020 über 56 Tage gemessen 3,22 Liter je Pflanze.

Nach der Anzucht wurden alle Sorten für eine intensive Gartenleistungsprüfung in Ampeln oder Containern ausgepflanzt. Neben der Gartenleistungsprüfung läuft noch bis Mitte September ein groß angelegter Versuch zu Nährstoffbevorratung und Bewässerungsmanagement von torffreien Konsumentenerden. Extrem niedrige Temperaturen nach dem Freilandtransfer ab Mitte Mai und hohe Einstrahlungswerte führten bei vielen Zier- und Gemüsesorten zu starken Blatt- und Blütenschäden. Besonders betroffen waren sortenabhängig Alternanthera, Angelonia, Argyranthemum frutescens, Celosia, Petunia, Thunbergia alata, Zinnia, Scaevola saligna und Strauchbegonien in vollsonniger Lage. Die Schäden überwuchsen später wieder.

Ein Potpourri an neuen Sortenvorstellungen erwartete die Teilnehmer im zweiten Block der Online-Veranstaltung. Zehn namhafte Züchter- und Jungpflanzenfirmen stellen ihre Favoriten unter den Neuheiten für die nächste Saison vor, teilweise sogar live von den Probefelder der Züchter- und Jungpflanzenfirmen.