Pflanze des Monats (Juni)
Rosen – empfindliche Eleganz am Weinbergsrand

Eine erst pink, beim weiteren Öffnen der Blüten gelb blühende Rose steht am Endstickel einer Rebzeile
Beim Spaziergang durch die Weinberge kann man wird man vielerorts von Rosenduft begleitet. Sorgsam an den Zeilenenden der Weinberge gepflanzt, erfreuen sie die Besucher mit farbenprächtigen Blüten. Heute tragen Rosen zur Attraktivität des Weinlandes Bayern bei, doch ursprünglich übernahmen sie für die Winzer eine wichtige Aufgabe.

Die Heimat der (wilden) Rosen liegt in Nordasien – in China entstanden die ersten Rosengärten bereits vor 5.000 Jahren. Damals dienten die Rosen jedoch der Ernährung, bevor die „Königin der Blumen“ ihren Siegeszug als symbolträchtige Heilpflanze und Luxusgut begann.

Rosen – die idealen Partnerinnen für Rebstöcke

Da das Ursprungsgebiet der Rosen in Klimazonen mit jahreszeitlichen Wechsel, sowie kühlen Nächten und warmen Tagen liegt, sind die Vegetationsbedingungen nahezu identisch mit denen der Rebstöcke. Für die Ausbildung und Farbpracht der Rosenblüten sind kühle Nächte bei 7°C und warme Tage mit Temperaturen um 25°C ideal – ebenso wie für die Aromabildung der Trauben im Herbst.
Doch nicht nur die Ansprüche an das Umgebungsklima, sondern auch die Anfälligkeit für Krankheiten sind bei beiden Pflanzenarten ähnlich.

Elegantes Frühwarnsystem im Weinberg

Beide Pflanzenarten werden von Mehltau – eine Erkankung durch Pilze – befallen. Rosen sind im Vergleich zu Reben noch viel anfälliger für die Pilzkrankheit. Früher pflanzten die Winzer Rosen als Indikatorpflanzen an ihre Rebzeilen. Zeigten sich an den empfindlichen Rosen die ersten Symptome des Rosen-Mehltaus, war es an der Zeit, die etwas robusteren Rebstöcke gegen den aggressiven Reben-Mehltau zu schützen.

Bei Reben wird zwischen dem Echten Mehltau (Oidium) und dem Falschen Mehltau (Peronospora) unterschieden. Der Echte Mehltau (oder Äscherich) bildet weißlich-graue Pilzrasen, der meist auf der Blattoberseite auftritt. Auch Beeren können befallen werden, die aufgrund der geschwächten Beerenhaut oft aufplatzen und somit für die Sekundärparasiten (Essigfäule, Botrytis) höchst anfällig sind. Ideale Witterungsbedingungen für die Ausbreitung des Echten Mehltaus sind Hochdruckwetterlagen mit geringen oder keinen Niederschlägen und Temperaturen um die 20 – 25°C.
Bei Oidiumbefall können übrigens auch die Marienkäfer "helfen" – der Sechzehnfleckige und der Zweiundzwanzigpunkt-Marienkäfer ernähren sich ausschließlich von Echten Mehltau-Pilzen.

Der Falsche Mehltau (Peronospora) zeigt sich durch ähnliche Symptome: gelblich-ölige Aufhellungen auf der Blattoberseite, dem ein weiß-gelblicher Pilzrasen auf der Blattunterseite folgt. Befallene Beeren färben sich bläulich-violett, trocknen ein und werden dann als Lederbeeren bezeichnet. Im Gegensatz zum Echten Mehltau benötigt die Peronospora kräftige Niederschläge, um sich ausbreiten zu können.
Termine für die ersten Mehltau-Bekämpfungen in den Weinlagen errechnen verlässliche Modelle, die die Wetterdaten von Agarwetterstationen auswerten. Die Rose braucht ihre Funktion als Zeigerpflanze daher nicht mehr zu erfüllen.

Carpe diem!

Um das bayerische Weinland noch attraktiver zu gestalten, wurde 2008 die Aktion „Rose“ vom Arbeitskreis „Erlebnislandschaft Weinfranken“ ins Leben gerufen. Alle Winzer sind seitdem eingeladen, wieder Rosen an ihren Weinbergen zu pflanzen.
Auch die Gästeführer-Saison wurde dieses Jahr durch das Setzen eines Rosenstocks feierlich eröffnet.
Neben der „sichtbaren“ Attraktivitätssteigerung bieten Rosen auch Unterschlupf für viele Nützlinge und dienen zur Erhaltung der Biodiversität in den Weinbergen.