Umweltschonender Rebschutz
Pflanzenschutzmittel reduzieren
Die Belastung von Umwelt und Naturhaushalt durch Pestizide steht derzeit stark im Fokus. Eine deutliche Reduktion des Pflanzenschutzmitteleinsatzes wird daher angestrebt. Die LWG bearbeitet dieses Thema zusammen mit den bayerischen Winzern seit vielen Jahren. Leitlinien dazu sind neben dem Integrierten Pflanzenschutz die Gute fachliche Praxis und der Nationale Aktionsplan Pflanzenschutz.
Im Folgenden werden verschiedene Möglichkeiten zur Minderung eines Pflanzenschutzmitteleinsatzes im Weinbau zusammengefasst.
Nachdem der Bayerische Landtag im Zuge des Volksbegehrens „Rettet die Bienen“ und dem nachfolgenden Versöhnungsgesetz beschlossen hat, die Halbierung des Einsatzes chemischer Pflanzenschutzmittel bis 2028 anzustreben, wurden die Bemühungen den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln weiter zu reduzieren, noch einmal verstärkt..
Grundlagen
Um qualitätsvolle Nahrungsmittel zu erzeugen, sind je nach Kultur und Jahreswitterung Pflanzenschutzmaßnahmen notwendig. Wenn vorbeugende Schritte wie kulturtechnische oder biologische Maßnahmen bei hohem Infektionsdruck oder starkem Schädlingsbefall nicht mehr ausreichen, können nur Pflanzenschutzmittel helfen eine verwertbare Qualität des Erntegutes zu erreichen bzw. eine Ernte grundsätzlich zu ermöglichen. Für den Einsatz dieser nach aufwendiger Prüfung zugelassenen Mittel gibt es strenge Vorgaben zu Mengen und Einsatzzeitpunkten. Landwirte wie Winzer haben sich überdies an der Guten fachlichen Praxis zu orientieren.
Integrierter Pflanzenschutz (IP)

Seit 1987 ist der Integrierte Pflanzenschutz das Leitbild des modernen Pflanzenschutzes und im deutschen Pflanzenschutzgesetz verankert; und damit die Basis der Rebschutz-Beratung in Bayern. Der Nationale Aktionsplan Pflanzenschutz von 2013 widmet sich der Umsetzung und Weiterentwicklung des IP. Mehr
Checkliste Integrierter Pflanzenschutz

Die Checkliste dient der Überprüfung, inwieweit die Umsetzung des integrierten Pflanzenschutzes im Betrieb bereits erfolgt. Alle Winzer, die Profi-Pflanzenschutzmittel einsetzen, sind verpflichtet die Grundsätze des Integrierten Pflanzenschutzes einzuhalten. Dies wird seit 2021 überprüft. Mehr
Gute fachliche Praxis (GfP)

Die gute fachliche Praxis dient der Gesunderhaltung und Qualitätssicherung von Pflanzen und Pflanzenerzeugnissen durch die Einhaltung der allgemeinen Grundsätze des integrierten Pflanzenschutzes sowie dem Schutz vor Gefahren für Mensch und Tier, den Naturhaushalt einschließlich des Grundwassers. Mehr
Nationaler Aktionsplan Pflanzenschutz (NAP)

Der Nationale Aktionsplan hat das Ziel Risiken, die für Mensch und Natur durch den Einsatz von Pflanzenschutzmittel (PSM) entstehen, zu minimieren. Schwerpunkte zur Umsetzung des NAP in Bayern sind die Reduzierung des Risikos, das durch den Einsatz von PSM entstehen kann, der Schutz der Biodiversität und der Gewässerschutz.
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Aktive Maßnahmen
Um den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren kann ein ganzes Mosaik von Maßnahmen genutzt werden. Dazu zählen neben dem Anbau resistenter Sorten, vorbeugenden Kulturmaßnahmen, der Förderung von Nützlingen und technischen Maßnahmen auch die Nutzung von Entscheidungshilfen, alternativen Präparaten und vieles mehr.
PIWIs zur Einsparung von Pflanzenschutzmitteln

Mehltaukrankheiten, die im 19. Jahrhundert eingeschleppt wurden, machen eine regelmäßige Behandlung der Reben notwendig. Ohne Pflanzenschutz könnten in den überwiegenden Jahren keine (gesunden) Trauben geerntet werden. Daher wurde schon früh mit der Züchtung resistenter Sorten begonnen. Die sogenannnten PIWIs sind pilzwiderstandsfähige Züchtungen mit einem Geschmachsprofil klassischer Rebsorten. Mehr
Technische Möglichkeiten zur Einsparung von Pflanzenschutzmitteln

Den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf das unbedingt erforderliche Maß zu reduzieren, ist ein Ziel, bei dem verschiedene technische Möglichkeiten unterstützen können. Mehr
Prognosemodelle und Entscheidungshilfen
Fränkisches.Rebschutz.Informations.System (F.R.I.S.)

Seit 1996 gibt es das Fränkische Rebschutz.Informations.System (F.R.I.S). Es umfasst die Informationsbeschaffung, -analyse und -weitergabe. Es beinhaltet neben einem Netz von Wetterstationen, fünf wöchentlich kontrollierten Monitoringflächen und einem Netz von Rebschutzwarten, die Online-Plattform VitiMonitoring mit der aktuellen Schaderregersituation und die Prognoseplattform VitiMeteo sowie u. a. die Informationskanäle Rebschutz-Leitfaden und "Weinbaufax Franken".
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Umweltschonender Rebschutz
VitiMonitoring - Information schafft Vorsprung!

Seit 2018 ist das Portal „VitiMonitoring“ online. Hier werden die Daten der Rebschutzwarte und aus den Monitoringflächen eingeben. Die Daten werden sofort graphisch aufbereitet und für die Winzerschaft sichtbar und geben damit einen guten Überblick über das aktuelle Geschehen in den Weinbergen. Mehr
Umweltschonender Rebschutz
VitiMeteo: Prognosemodelle im Weinbau _ online

Für den Rebschutz stehen über die Plattform „VitiMeteo“ Prognosemodelle für die wichtigsten Rebkrankheiten zur Verfügung. Mit Hilfe von Witterungsdaten und aus Wettervorhersagen werden aktuell berechnete Infektionsrisiken für einzelne Krankheiten graphisch dargestellt.
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Umweltschonender Rebschutz
Prognosemodelle im Weinbau _ offline

Ein Prognosemodell zum Einbindigen und zum Bekreuzten Traubenwickler prognostiziert den Flugbeginn, die Eiablage und den Larvenschlupf beider Traubenwickler-Arten. Somit kann in Gebieten ohne Pheromon-Verwirrverfahren, der optimale Zeitpunkt für einen Präparateeinsatz ermittelt werden.
Umweltschonender Weinbau
Der Rebschutz-Leitfaden

Im Leitfaden für den Rebschutz findet der Winzer u. a. Informationen zum Integrierten Pflanzenschutz mit Empfehlungen für einen umweltschonenden Rebschutz inkl. einer Auflistung entsprechender Pflanzenschutzmittel, deren Wirkungen und Hinweisen zur Vermeidung von Resistenzen. Mehr
Umweltschonender Rebschutz
Weinbaufax Franken / Ökofax Franken

Beispiel
Aktuelle Entscheidungshilfe für die fränkische Winzerschaft hinsichtlich Behandlungsmaßnahmen ist das "Weinbaufax Franken“, für ökologisch arbeitende Betriebe das "ÖkoWeinbaufax Franken". Es gibt in der Vegetationsperiode zweimal pro Woche einen Überblick über notwendige oder nicht notwendige bzw. vorbeugende Maßnahmen. Es wird per Mail über den Weinbauring Franken e. V. versendet. Zusätzlich ist das Weinbaufax online abrufbar. Mehr
Praktikable Alternativen zum chemischen Pflanzenschutz - Mittel mit nicht-chemischer Wirkungsweise
Neben den seit Jahren beratenen, indirekten Maßnahmen zum Integrierten Pflanzenschutz gibt es zurzeit keine Präparate, die nicht als Pflanzenschutzmittel gelistet sind und gleichzeitig eine ausreichende Wirkung aufweisen.
Verwirrverfahren zur Bekämpfung der Traubenwickler
Die Traubenwickler: Einbindiger (Eupoecilia ambiguella) und Bekreuzter (Lobesia botrana)
Regulierung der Traubenwickler mit Bacillus thuringiensis-Präparaten
Das Verfahren ist in Biobetrieben neben dem Verwirrverfahren das einzig zugelassene Verfahren zur Regulierung des Traubenwicklers.
Die Traubenwickler: Einbindiger (Eupoecilia ambiguella) und Bekreuzter (Lobesia botrana)
Regulierung der Botrytis (Grau- und Sauerfäule)
Fäulnis vermeiden
Regulierung der Kirschessigfliege
Bekämpfungsmöglichkeiten der Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) im bayerischen Weinbau
Regulierung von Holzkrankheiten
Maßnahmen gegen Knospenschädlinge
Förderung natürlicher Gegenspieler von Schadmilben
Alternative Unkrautregulierung
Während in Flachlagen eine mechanische Bearbeitung des Unterstockbereiches nach dem heutigen Stand der Technik sehr gut durchführbar ist, ist der Verzicht auf Herbizide in steileren und Steillagen mit einem nicht unerheblichen Mehraufwand (mehrfache Befahrung) und gesteigertem Erosionsrisiko verbunden. Bei den mechanischen Möglichkeiten werden die Grenzen der Einsatzfähigkeit im Steillagenweinbau schnell erreicht. Keine Alternativen stellen Unterstockbodenbearbeitungsgeräte bei der Bewirtschaftung von Terrassen dar, da diese überwiegend nicht mit Maschinen befahren werden können.
Mechanische Verfahren im Unterstockbereich bergen die Gefahr von Stammverletzungen. Diese können Mauke (krebsartige Wucherungen) und Holzkrankheiten fördern, was zu einer deutlichen Verkürzung der Standzeit einer Anlage führen kann.
Pflanzenschutzmittel im Ökologischen Weinbau
Der Einsatz von Kupferpräparaten zur Bekämpfung von Falschem Mehltau im biologischen Weinbau wird seitens der Zulassungs- und Umweltbehörden kritisch gesehen. Kupfer ist ein Schwermetall, dass sich nicht abbaut und daher im Boden anreichert. Eine Empfehlung im konventionellen Weinbau erfolgte daher kaum noch und sollte dort aus fachlicher Sicht auch nicht propagiert werden. Vergleichbar wirksame Alternativen stehen im ökologischen Weinbau jedoch nicht zur Verfügung.
VitiFIT - Projekt zur Reduzierung des Kupfereinsatzes im ökologischen Weinbau
Schwefel wird gegen den Echten Mehltau verwendet. Bei häufigem Einsatz mit hohen Aufwandmengen ist Schwefel für Raubmilben und andere Nützlinge schädigend. Im konventionellen Weinbau wird Schwefel daher nur zu Beginn der Rebsaison eingesetzt. Auch hier stehen vergleichbar wirksame Alternativen im ökologischen Weinbau nicht zur Verfügung.
Diese Wirkstoffe werden gegen Echten Mehltau verwendet. Bei Trockenheit und hohen Temperaturen können leicht Verbrennungen (Salze) an den Pflanzen auftreten. Bei Nützlingen ist eine schädigende Wirkung laut Zulassung gegeben.
Im konventionellen Weinbau wird das Produkt vor allem für Abschlussbehandlungen verwendet, wenn dies in Jahren mit sehr starkem Oidiumbefall im Sinne eines Wirkstoffwechsels erforderlich wird.
Forschung und Informationstransfer
Forschungsaktivitäten zu praxistauglichen Alternativen
Gesunde Reben mit integrierten Pflanzenschutz-Strategien "GRIPS"

GRIPS zielt auf die Entwicklung von praxistauglichen und umsetzbaren Pflanzenschutz-Strategien, mit denen eine PSM-Einsparung möglich ist. Weinbauliche Maßnahmen werden entwickelt und auf Praxistauglichkeit evaluiert und die betriebswirtschaftlichen Aspekte analysiert. Mehr
Alternative Präparate im Rahmen der amtlichen Mittelprüfung
Beispiel: Ökologische und integrierte Spritzfolgen gegen Echten Mehltau (Oidium) im Weinbau
Sogenannte Biocontrols, Biologicals, Biofungizide, Biostimulanzien etc. sind in ihrer Wirkpotenz in der Regel nicht mit der eines „herkömmlichen“ Pflanzenschutzmittels vergleichbar. Leider stellen nur wenige Hersteller und Vertreiber diese Tatsachen in der Produktbeschreibung deutlich heraus. Formulierungen wie „biologisches Produkt“, „zur Befallsminderung und bei schwachem Befallsdruck“ werden stattdessen bevorzugt. Eine Wirkung gegen den Schaderreger kann vollständig ausbleiben. Dies sollte jedem Anwender bewusst sein. Auf der anderen Seite können solche Präparate bei schwachem Befallsdruck und in weniger anfälligen Rebstadien dazu beitragen, den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel zu verringern oder für Rückstandsfreiheit zu sorgen.
(Eine Liste mit derartigen Mitteln und ihrer Wirksamkeit finden Sie im Rebschutz-Leitfaden)
Alternatives Beikrautmanagement im Obst- und Weinbau
Umwelt- und ressorcenschonender Beratungsstandard
Rebschutzstrategien seit 1992
Bodenpflegemanagement
- standortangepasste, reichhaltige Begrünung
- zur Verhinderung von Nährstoffausträgen (v.a. über Winter)
- zur Verhinderung von Wachstumsschüben, die die Krankheitsanfälligkeit fördern
- zur Förderung einer reichhaltigen Fauna im Weinberg mit positiven Wirkungen auf die Nützlingsfauna
Laubwandmanagement
- für eine luftige, lichtdurchflutete und schnell abtrocknende Traubenzone
- zur Abhärtung der Trauben gegen pilzliche Schaderreger und abiotische Schädigungen (Sonnenbrand)
- zur Verschlechterung der Bedingungen für pilzliche und tierische Schaderreger durch geringere Luftfeuchtigkeit (Peronospora, Oidium) und höhere Temperaturen (Traubenwickler, Kirschessigfliege)
Nützlings- und umweltschonende Spritzfolgen
- Präparateliste mit umweltschonenden Präparaten
- Hinweise zur Anwendungshäufigkeit und Resistenzvermeidung
- Gestaltung des Weinbergs und der Randbereiche zur Nützlingsförderung
Praktischer Pflanzenschutz
- Gerätekalibrierung und sachgerechte Einstellung
- Abstandsauflagen (Gewässser, terrestrische Saumstrukturen, Bebauung)
- Witterungsbedingungen bei der Behandlung
- Gerätereinigung
- Dokumentation